Die Oboe

Im Grunde ist die Oboe ein sensibles, launisches Stück Holz mit viel Blech dran. Sie ist wetterfühlig und schwer zu handhaben. Gehorcht sie ausnahmsweise ihrem Spieler, so zeigt sie ihm in der nächsten Sekunde, wer der Boss ist: das Instrument hat einfach seinen eigenen Willen (es sammelt z.B. liebend gerne Wasser in den Klappen, was sich dann anhört wie die Fontana di Trevi oder so …) und kann nur durch viel Zuwendung und Übung gezähmt werden. Dies liegt nicht zuletzt am Mundstück (=Rohr), das die ohnehin schon sensible Tröte noch empfindlicher macht. Es ist ja auch nicht mehr normal, dass man dem Spieler zumutet, mit enormem Luftdruck durch eine millimeterdünne Öffnung noch einen – am besten noch schönen – Klang zu erzeugen. Eigentlich ist es die reinste Zumutung.

Doch wer es beherrscht, dieses diffizile Instrument richtig anzupacken und mit seinen Launen und Tücken umgehen zu können, der wird belohnt durch den strahlend schönen Klang, der die Oboe so besonders macht.

Aus dem Lexikon:

In Frankreich entstandenes wichtigstes Instrument der Holzbläsergruppe im Orchester, bestehend aus einem schnabelförmig zugeschnittenen Doppelrohrblatt als Mundstück, dreiteiliger Hartholzröhre mit enger konischer Bohrung und einem komplizierten Griffloch- und Klappenmechanismus mit bis zu 23 Klappen. Durch den Atem des Bläsers werden die Rohrblätter in Schwingung versetzt, wodurch ein obertonreicher, durchdringender Klang entsteht. Der Tonumfang der modernen Oboe beträgt zweieinhalb Oktaven.

Das Instrument wurde im 17.Jahrhundert im Umkreis von Jean Hotteterre und Michel Philidor aus dem damals verbreiteten Diskantpommer entwickelt, einer Abart der mittelalterlichen Schalmei. Ab 1700 setzte es sich in den Orchestern in ganz Europa durch, nachdem es von Frankreich aus zunächst nach England gelangt war. Frühe Modelle hatten in der Regel sieben Grifflöcher und zwei Klappen, es waren jedoch auch Formen mit vier Klappen in Gebrauch. Um 1800 wurde die Zahl der Klappen bis auf 15 oder mehr erhöht. In Deutschland und Österreich wurde das so genannte deutsche Klappensystem von J.Sellner (1832) mit weicherer Bohrung und weicherem Klang verwendet, gegenüber dem sich jedoch die kleineren, im Ton etwas schärferen Instrumente des französischen Systems, entwickelt ab 1840 von G. Thiébert, durchsetzen konnten, die eine sehr enge Bohrung haben. Zu den Komponisten, die Musikwerke für Oboe schrieben, gehören Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann und Nielsen.

Die Oboe

Wer soll das Oboespielen lernen?

Prof. Hans Hadamowsky, ehemaliger Lehrer für Oboe und Musiktheorie an der Musikhochschule Wien, schreibt in seiner Oboenschule: „Es sollte nur derjenige das Instrument wählen, der in der eigentümlichen Klangwelt der Oboe die Sprache seines Herzens erkennt und die Erfüllung seiner Klangsehnsucht findet. So würde die Oboe ganz von selbst sich den Kreis der zu ihr gehörigen schaffen, und vor Klangentartungen geschützt sein. Das allerwichtigste ist jedoch der Fleiß: Nur und ausschließlich durch Fleiß stellt sich allmählich eine so innige Beziehung zum Instrument ein, dass es förmlich Seele bekommt, dass es „lebt” und „spricht”. Das allerdings ist dann für den Bläser eine unvergleichliche Freude.”

Zwei gelegentlich zu beobachtende Fehler:

Die Oboe ist kein Zweit- oder Nebeninstrument. Schenkt man ihr nicht regelmäßig ungeteilte Aufmerksamkeit beim Üben, wird der musikalische Vortrag zwangsläufig klanglich unbefriedigend, mühsam und quälend.

Das Rohr (Mundstück):

Das Rohr ist bei der Oboe ein wesentlicher Faktor für den Klang und die Intonation. Die Wahl des Holzes, der Hülse und die Breite der Fasson ist für ein gutes Gelingen sehr wichtig. Nicht jede Hülse passt auf alle Oboenmarken, so ist einiges Probieren notwendig, bis alles zusammenpasst. Auch die Breite der Fassons beeinflusst die Intonation und den Klang wesentlich. Breitere Fassons klingen gut, sind aber in der Höhe schwieriger zu intonieren, schmälere wiederum haben einen nicht so weichen Klang. So bedarf alles einiger Erfahrung, um die richtige Kombination zu finden.