Das Englisch-Horn

Das Englisch-Horn (englisches Horn, deutsch; English Horn, engl.; Cor Anglais, franz.; Corno inglese, ital.) war im späteren 18. Jahrhundert die führende Tenoroboe und die einzige, die während des gesamten 19. und 20. Jahrhunderts in Gebrauch war. Zur Zeit der Klassik hatte das Instrument meist ein gebogenes, im Vergleich zu den barocken Instrumenten aber weniger ausgeprägt gekrümmtes Korpus. Um 1790 erschien ein gewinkeltes Modell: dieses erfreute sich etwa ein halbes Jahrhundert einiger Beliebtheit, wenngleich das gebogene bis zum französisch – russischen Krieg das vorherrschende Modell blieb. Henri Brods Instrument mit geradem Korpus, das cor anglais moderne aus dem Jahr 1830, wurde schließlich das bevorzugte Modell, das, von François Loree überarbeitet, bis heute das Standardmodell geblieben ist.

Es kann nicht überraschen, dass die meisten Englischhörner in Städten hergestellt wurden, in denen die Italienische Oper gepflegt wurde. In Wien bauten u. a. Jacob Bauer, Stephan Koch, Theodor Lotz, Matthias Rockobauer, J. Christian Schumann, in Mailand Grassi und Pietro Piana, in Venedig Andrea Fornani und in Lissabon A. J. Haupt, von zahlreichen Instrumentenbauern in kleineren Städten abgesehen. So wird deutlich, dass die Oper den Bedarf an diesen Instrumenten weckte. Die Verwendung des Englischhornes, entweder solistisch oder in Paaren, im italienischen Opernorchester war ein wesentliches Kriterium für seine Geschichte ab dem späten 18. Jahrhundert und für die nächsten 150 Jahre.

Seit den frühen 60er Jahren war das Englischhorn augenscheinlich in das italienische Musikleben getreten, größtenteils dank Gluck, Hasse und den italienischen Komponisten, die außerhalb ihrer Heimat in Wien lebten und international anerkannt waren. Die Tatsache, dass das Theatro San Carlo in Neapel zu den ersten Opernhäusern in Italien zählte, die Englischhörner hatten, zeigte seine fortschrittliche künstlerische Einstellung. Im Falle von Neapel wurde das Englischhorn noch eine Zeitlang abwechselnd mit der Vox humana gespielt (die, wie schon gesagt, in Norditalien unbekannt war). Später wurde allmählich Venedig mit seinen drei (später vier) Opernhäusern Zentrum für das Instrument. Zahlreich waren die Stimmen, die dort das sängerische und instrumentale Potential priesen, groß die Fülle an neuen Partituren, die zur Aufführung kamen. Eingebunden in die Erfolge dieser Produktionen waren die „Stars“ der Häuser, und die Instrumentalisten standen auch vom Gehalt her nahezu auf einer Stufe mit den Sängern.

Das Englischhorn setzte seine Wanderung durch Europa mit Hilfe der Italienischen Oper fort, erreichte Frankreich um 1800 und England in den 30er Jahren. In beiden Ländern dauerte es dann noch einige Jahre, bis es sich fest etabliert hatte.